Gemeinsam etwas bewegen: Zusammen mit dem Plug and Play Tech Center, 0711 & Stuttgart Financial haben wir bei unserer Weihnachtsaktion 2020 bereits zum zweiten Mal die Stuttgarter Stiftung Stay und deren Imkerprogramm „Stay Bee“ unterstützt. Wie steht es heute um das Projekt? Mit Gründer und Geschäftsführer Benjamin Wolf haben wir über den Fortschritt des Imkerprojekts gesprochen, welches Potential multiplikative Entwicklungshilfe bietet und wie auch deutsche Unternehmen Unterstützung leisten können.
Über die Stiftung Stay:
Soziales Unternehmertum in Entwicklungsländern aufbauen, skalieren und langfristig erhalten – das ist der Grundgedanke der Stuttgarter Stiftung Stay. Eines ihrer Projekte: Ein Programm, in dem Sozialunternehmen aus Ostafrika Kleinbauern zu Imkern ausbilden. Dadurch können sich die Nachwuchsimker ein eigenes Einkommen sichern. Und durch ihre Erfolge gleichzeitig weitere Interessierte für die Imkerei gewinnen, um die Armut vor Ort zu bekämpfen.
Benjamin, bei unserer Spendenaktion Ende 2020 war das Imkerprojekt noch in den Kinderschuhen. Nach der Pilotphase konnte das Programm Anfang 2021 mit 320 Nachwuchsimkerinnen und -imkern starten. Gibt es schon erste Erfolge?
Benjamin Wolf: Auf jeden Fall. Die Neu-Imkerinnen und -Imker haben bereits mehr als 2.000 Bienenstöcke gebaut. […] In wenigen Monaten kann dann schon der erste Honig geerntet werden, jedoch noch in geringen Mengen. Die Frühjahrsernte 2022 wird dann die erste vollwertige Ernte sein.
Das Sozialunternehmen „Golden Bees“, das die Idee als erfahrener Lead Partner eingebracht und drei weitere Sozialunternehmen als Ausbilder geschult hat, wird die Ernte von ihren Teilnehmenden abkaufen. So haben die Teilnehmer direkt die Aussicht auf einen Abnehmer für ihre Produkte. Die anderen drei Ausbilder schulen die Teilnehmenden auch in der Vermarktung und prüfen zusätzlich auch die Herstellung von Bienenwachskerzen als alternative Produkte zum Honig. Bis nächstes Jahr hat das Programm vermutlich weitere Kreise gezogen. Schon jetzt schließen sich erste Personen an, die aufgrund von Erfahrungsberichten der bisherigen Teilnehmenden für Bienenhaltung gewonnen werden konnten.
Bei euch steht die Kooperation mit lokalen Sozialunternehmen im Vordergrund. Was unterscheidet euren Ansatz von der klassischen Entwicklungshilfe?
Benjamin Wolf: Der größte Unterschied zur klassischen Entwicklungshilfe ist sicherlich, dass die wirksamen Ideen für die Überwindung von Armut von Sozialunternehmen vor Ort kommen und nicht von uns. Natürlich haben das Potenzial von Einheimischen inzwischen auch andere Organisationen erkannt. Was uns von diesen unterscheidet ist, dass wir die Sozialunternehmen durch Vernetzung dabei unterstützen, noch mehr Menschen zu erreichen. Diese Netzwerke, sogenannte Stay Alliances, erarbeiten nicht nur mit ihrem Know-how über Land, Kultur und Umwelt ihren Businessplan gegen die Armut, sondern haben auch den direkten Zugang zu den Menschen.
Die Imker-Ausbildung ist nur eines von vielen Projekten, das ihr betreut. Wie entscheidet ihr, welche Vorhaben Skalierungspotential haben?
Benjamin Wolf: Nicht wir, sondern die Stay Alliances entscheiden mit uns auf Basis von Daten und Fakten, welches Projekt Skalierungspotenzial hat, um über regionale Grenzen und Grenzen des Einzelunternehmens hinaus möglichst vielen Menschen den Weg aus der Armut zu ermöglichen. So zeigten die Zahlen eines Mitgliedsunternehmens, dass die Ausbildung in der Imkerei Menschen im ländlichen Bereich ein Einkommen ermöglichen, die für die Familien ein Weg aus der Armut bedeuten.
Dieses Konzept überzeugte auch andere Sozialunternehmen in unserem Verbund der Stay Alliance, das Konzept auch für ihre Region zu übernehmen. Und so wurden aus einem Mitgliedsunternehmen vier und damit auch viermal so viele Menschen, die diese Ausbildung zur Sicherung des Einkommens machen können.
Neben Sozialunternehmen aus Entwicklungsländern arbeitet ihr auch mit baden-württembergischen Unternehmen zusammen. Inwieweit können Unternehmer die sozialen Projekte aus der Ferne unterstützen?
Benjamin Wolf: Je mehr Sozialunternehmen an einem Programm beteiligt sind und je mehr Menschen die Möglichkeit gegeben wird, eigenes Einkommen zu erzielen, umso größer ist auch das notwendige Startkapital, das mittelfristig wieder zurück in die Stay Alliances fließt um neue Projekte zu starten. Dieser Businessplan gegen Armut überzeugt inzwischen auch einige baden-württembergische Unternehmen, die uns unterstützen, darüber sprechen und damit weitere Unterstützer für uns gewinnen.
Danke für die Insights, lieber Benjamin und weiterhin viel Erfolg bei euren Projekten!
Bildquelle: Stiftung Stay